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 Betreff des Beitrags: Für Angehörige
Ungelesener BeitragVerfasst: 8. Jul 2006, 15:41 
Auch Angehörige werden von Borderline nicht verschont. Ebenso wie die Betroffenen selbst können auch sie in sehr starke Gefühle wie Liebe, Abhängigkeit, Wut und Hass oder Enttäuschung geraten. Solch intensiven Gefühle machen einerseits den Reiz des Umgangs mit Borderline-Betroffenen aus, können die Angehörigen aber auch an den Rand der Verzweiflung bringen.

BorderlineBorderline - Angehörige ist letztlich eine Störung in der Beziehung des Betroffenen zu sich selbst und zu den Menschen seiner Umgebung. Sie zeigt sich daher vor allem in der Beziehung zu anderen Menschen. So haben Betroffene etwa eine starke Angst davor, von Menschen verlassen zu werden, die ihnen wichtig sind. Sie tun daher vieles, um dieses reale oder vorgestellte Verlassenwerden zu vermeiden. Eine Betroffene reagiert mit starker Wut, wenn sie sich verlassen fühlt. Eine andere weiss sich keinen Ausweg, als sich selber zu verletzen oder einen Suizidversuch zu unternehmen. Sich selbst und die anderen auf psychischer oder physischer Ebene zu verletzen, sind Verhaltensweisen der Betroffenen unter denen viele Angehörige stark leiden. Sie fühlen sich häufig verantwortlich dafür, dass es dem anderen gerade schlecht geht und sind sehr bemüht, dem anderen bei der Lösung seiner Probleme zu helfen. Die Gefahr ist gross, dass sich die Partner, Eltern oder Freunde selbst aus den Augen verlieren und nur noch für den anderen da sind. Fachleute sprechen dann von einer Co-abhängigen Beziehung, die sich z.B. dadurch auszeichnet, dass die eigene Stimmung nur noch davon abhängt, wie es dem anderen gerade geht. Angehörige leiden häufig unter starken Schuldgefühlen. Eltern fragen sich, ob ihr Kind krank geworden ist, weil sie ihm nicht genügend Liebe gegeben haben oder ihr Erziehungsstil falsch war. Partner oder Kolleginnen fragen sich, ob ihr Verhalten die letzte Selbstverletzung ausgelöst hat. Vor allem bei Suizidversuchen reagiert die Umgebung häufig mit Schuldgefühlen, auch wenn dies fast immer vollkommen unbegründet ist. Schuldgefühle sind kein guter Ratgeber. Sie binden die Angehörigen häufig auf eine ungute Art an den Betroffenen und können Co-Abhängigkeit.

Häufig entwickeln Angehörige auch das Gefühl, der Betroffenen würde absichtlich bestimmte Verhaltensweisen einsetzen, um die Menschen der Umgebung zu einem gewünschten Verhalten zu bewegen. Sie fühlen sich dann ausgespielt oder manipuliert, verlieren das Vertrauen oder werden wütend. Diese Reaktionen sind sehr verständlich und nachvollziehbar. Ebenso ist das Verhalten der Betroffenen nachvollziehbar, denn es entsteht häufig aus einem Gefühl tiefer Hilflosigkeit. Wenn es etwa für eine Betroffene unerträglich ist allein zu sein, dann wird sie bereit sein einiges zu tun, um diesen für sie schrecklichen Zustand zu verhindern. Mit einem Suizidversuch zu drohen, kann dann ein mögliches Verhalten sein, um sich vor dem Alleinsein zu schützen. Für Angehörige ist es wichtig zu verstehen, warum sich der Betroffene so verhält. Häufig können Betroffene in krisenfreien Zeiten gut über ihr Erleben berichten, und die Verbindungsstücke schildern, die nötig sind, um die Borderline-Sprache besser entschlüsseln zu können.

Wie können Angehörige einen guten Umgang finden?

Hilfreich ist eine Umgangsweise, die von VerständnisBorderline - Beziehung und klaren Grenzen geprägt ist. Borderline-Betroffene leiden selbst am meisten unter ihren Borderline-Verhaltensweisen, können sie aber in Krisensituationen häufig nicht kontrollieren. Klare Grenzen sind wichtig, um sich und den Betroffenen vor schädigendem Verhalten zu bewahren. Meist ist es in Krisensituationen nicht möglich, die Konflikte im Gespräch zu lösen. Wut und Logik passen nicht zusammen. Häufig ist es dann besser, sich als Angehöriger zunächst zurückzuziehen und erst später die Probleme noch einmal anzusprechen. Besteht die Gefahr, dass sich der Betroffene selber deutlich schädigt, ist Hilfe von aussen nötig. Angehörige sollten sich nicht scheuen, in solchen Situationen den Notarzt zu rufen oder den Betroffenen zu ermutigen, seinen Therapeuten oder eine Klinik aufzusuchen. Immer wieder kommt es aber vor, dass Betroffene und Angehörige bestimmte Symptome ganz unterschiedlich beurteilen. Selbstverletzungen etwa werden von vielen Angehörigen als sehr dramatisch erlebt, vor allem wenn sie erstmals davon erfahren. Viele Betroffene hingegen akzeptieren sie als schlechte aber immerhin entlastende Möglichkeit, um schwierige emotionale Zustände zum Abklingen zu bringen. Ist die Krise vorbei, sollten Angehörige und Betroffenen besprechen, welcher Umgangsstil bei einer erneuten Krise hilfreich ist. Sie können dann beispielsweise vereinbaren, wie sich der Angehörige verhalten sollte, wenn es zu bestimmten Symptomen kommt oder wenn bestimmte Gefühle auftauchen. Dabei ist zu beachten, dass die Symptome durch das Verhalten des Angehörigen nicht noch gefördert werden sollten. Das passiert beispielsweise, wenn ein Partner nur dann Zeit für seine Freundin hat, wenn es ihr schlecht geht und sie von einem Selbstverletzungsdrang berichtet.

Quellen:
Andreas Knuf "Borderline-Die Krankheit verstehen und Hilfe finden", Schweizerische Stiftung Pro mente Sana
Marsha M. Linehan "Skills Training Manual for Treating Borderline Personality Disorders", Guilford Press, 1993


lg


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